Ursprünglich wollte ich nur mal eben aus einem alten PC eine Jukebox zusammen stellen, leider wollte die Graka nicht so richtig mit dem graphischen Installer meiner Ubuntu-Feisty-CD zusammenarbeiten: Schwarzer Bildschirm. Die testweise eingeworfene Edgy wollte ebensowenig, Dapper hatte ich als CD zur Hand und die Netzwerkkarte ist nicht PXE-fähig; der PC ist zugegebenermaßen schon recht alt, irgend ein K6-irgendwas.
Aber die Breezy funktionierte dann anstandslos. Als Install-Profile nur „Server“ gewählt, ich wollte keinen unnötigen Ballast mit installieren. Nach 20 Minuten saß ich vor dem Login.
Normalerweise wäre jetzt ein einfaches Dist-Upgrade auf Feisty fällig gewesen. Da ich aber mal irgendwo gehört hatte, man solle lieber keine Version beim Upgraden überspringen, nahm ich die Gelegenheit zum Anlaß, die APT-Dependencies von Ubuntu auf die Probe zu stellen. Das APT das kann, weiß ich. APT ist mein Freund. APT kann alles.
Also kurzerhand
# vi /etc/apt/sources.list
Zunächst die Source-Einträge auskommentiert (also einkommentiert (also ein #
davor geschrieben)), dann mit
[ESC]:1,$s/breezy/dapper/g :wq # apt-get update && apt-get dist-upgrade -uy [...] # reboot
Das komplette System auf Dapper umgestelle und anschließend rebootet. Der Dist-Upgrade lief ohne Fehler oder manuellen Eingriff durch. Der anschließende Reboot wäre normalerweise nicht nötig gewesen, allerdings wollte ich sehen, ob das System ohne Warnungen hochfährt und ich war mir nicht ganz sicher, welcher Kernel udev haben will. Udev ist da nämlich sehr eigen!
In dem neu gebooteten Dapper dann the same procedure than every year:
# vi /etc/apt/sources.list [ESC]:1,$s/dapper/edgy/g :wq # apt-get update && apt-get dist-upgrade -uy [...] # reboot
Auf dem Weg zum Dapper gab es eine einzige nicht direkt lösbare Abhängigkeit, erste nach einem zweitem
apt-get dist-upgrade -uy
waren alle Pakete sauber installiert. Schließlich der Sprung zu Feisty, Vorgehen siehe oben, nur halt mit s/egdy/feisty/g
.
Dieses letzte Mal lief wieder alles im ersten Rutsch durch. Vor mir liegt ein saubers Feisty. Jetzt noch schnell etwas aufräumen. Deinstallieren der alten Kernel:
# dpkg -P linux-image-2.6.12-10-386 linux-image-2.6.12-9-386 linux-image-2.6.15-28-386 \ linux-image-2.6.17-11-386 linux-image-386 linux-restricted-modules-2.6.12-10-386 \ linux-restricted-modules-2.6.12-9-386 linux-restricted-modules-2.6.15-28-386 \ linux-restricted-modules-2.6.17-11-386 linux-386 linux-restricted-modules-386
Jetzt meckert dpkg zwar, daß ich den Kernel, mit dem das System gerade läuft, deinstallieren will und bietet mir an, mein Vorhaben abzubrechen, aber… Quark, natürlich säge ich an dem Ast, auf dem ich sitze. Ich hab doch bereits einen neuen Baum gepflanzt, kann also nichts passieren.
Da ich ja nur ne Jukebox und keine Server haben will, schmeiß ich noch ein paar überflüssige Dinge raus:
# dpkg -P mdadm lvm2 lvm-common evms evms-ncurses
Damit wären die RAID-Tools, der Logical Volume Manager und EVMS weg vom Fenster. Jetzt noch ein Reboot und ich bin da, wo ich hin wollte.
Die Zahl der momentan installierten Pakete ist ca. 300 Stück. Breezy, Dapper, Edgy und Feisty sind 4 Versionen, macht nach Adam Ries ca. 1200 Pakete, wenn man mal einfach rechnet, daß bei einem Dist-Upgrade ein paar herausfliegen, ein paar neue hinzukommen und der Rest ersetzt wird. Laut Squid-Log sind es sogar noch einige mehr:
# fgrep -c "ubuntu" /var/log/squid3/access.log 1841
Beeindruckend ist allerdings die Tatsache, daß in den letzten 2 Stunden knapp 1800 Updates mit APT und dpkg eingespielt wurden, von denen 0 nicht geklappt haben! Respekt!
Jetzt noch schnell für die Jukebox eine GUI oben drauf packen, das Auge hört ja schließlich mit:
# apt-get install kubuntu-desktop kubuntu-default-settings kubuntu-artwork-usplash [...] 0 upgraded, 621 newly installed, 0 to remove and 0 not upgraded. Need to get 472MB/473MB of archives. After unpacking 1372MB of additional disk space will be used.
Wie gut, daß den Proxy die meisten Daten vorhält. Danke gilt an dieser Stelle dem Siggi, der noch vor wenigen Tagen meinen Cache so schön gefüllt hat. So werden die Pakete nun mit 5 MB/s aus dem Cache statt mit DSL-Üblichen 270 KB/s gesaugt. Schön.
Mein kleines Resümee: APT/dpkg/Debian/Ubuntu ist absolute Oberklasse. Wenn ich das mit anderen Systemen vergleiche, zeigt sich hier deutlich die Stärke eines gut durchdachten Paket-Managements. Allerdings zeigen sich hier auch die sorgfältig gepflegten Pakete von Debian und Ubuntu – Beides muß eben stimmen.
Also… Und wann habe Sie das letzte Mal 1800 individuelle Software-Updates fehlerfrei eingespielt?
— Jens Thomas 04.05.2007 00:40